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Nachruf auf Matthias Rüger

16. März 2023

Foto: Andreas Bormann
Foto: Andreas Bormann
Matthias Rüger *07.01.1956 +08.03.2023

Ich habe Matthias Rüger 2004 näher kennengelernt, als er zum erweiterten Vorstand des BDA stieß. Über nahezu zwanzig Jahre hinweg ist ein enger Kontakt entstanden. Bei vielen gemeinsamen beruflichen Terminen, Exkursionen, Planungen, Projekten und auch privaten, kulturellen und sportlichen Unternehmungen entstand ein von Offenheit, Ehrlichkeit, kämpferischer Diskussionsfreude und analytischer Neugier geprägter Austausch, der gut und intensiv war. Seine ihm eigene Streitbarkeit machte ihn zu einem fairen, inspirierenden Gegenüber, der seine Haltung nicht versteckte. So habe ich Matthias Rüger kennen und schätzen gelernt.
Die gemeinsame Zeit als Vertreter in der Architektenkammer Niedersachsen, wo wir stets eine Tischgemeinschaft pflegten, in der meine kritischen Hinweise auf den Mut und die rhetorischen Fähigkeiten von Matthias stießen, offen vorzutragen, hat uns beide nahe zusammengebracht.

Matthias Rüger wurde am 7. Januar 1956 in Meppen geboren, ging nach Schulzeit, Abitur und Grundwehrdienst in Hannover 1975 an die dortige Universität, um Architektur zu studieren. Praktika bei Chr. Töllner, Prof. K. Kafka und Tutorentätigkeit bei Prof. B. Tokarz begleiteten ihn zum Diplom 1981 bei Prof. W. Landzettel. Von 1981 bis 1982 war Matthias Rüger Mitarbeiter im Architektenbüro H. Nedden, wo er von 1986 bis 1989 auch eine leitende Mitarbeit übernahm – nach vierjähriger Tätigkeit von 1982 bis 1986 im Büro Bahlo-Köhnke-Stosberg in Hannover. Von 1990 an wurde er leitender Mitarbeiter bei J. Brandi, und startete 1991 in die Selbständigkeit als geschäftsführender Gesellschafter der Architektengesellschaft brandi + partner gmbh.

Den wichtigsten Schritt machte er 1994: Er gründete zusammen mit Charlotte Kolle die Göttinger Architektenwerkstatt, aus der heraus zahlreiche Projekte entstanden, die dem Kern seines Architekturverständnisses entsprachen: Gute Architektur sichtbar zu machen nicht nur als singuläre Signatur, sondern in der demokratischen allgemeinen Fläche. Diese Philosophie teilten beide ambitioniert und lebten sie konsequent in Entwurf, Planung, auch in Ausführung, im Detail und in der Bauleitung, nicht zu vergessen in ihrer beider erfolgreicher Wettbewerbstätigkeit, die zu mehreren Preisen führte. Engagiert und leidenschaftlich vertrat Matthias Rüger mit hohem kollegialen Sinn seinen Anspruch in der Werkstatt, wollte gleichzeitig auch fachpolitisch wirken, tat dies mit Nachdruck.

2007 wurde er in die Vertreterversammlung der Architektenkammer gewählt. Er engagierte sich dort in verschiedenen Ausschüssen, und blieb in der Kammer bis zur Niederlegung seines Amtes Anfang Januar 2022 tätig. Parallel dazu war er stellvertretender Landesvorsitzender des BDA Niedersachsen (seit April 2013). Vorsitzender wurde er im Mai 2017. Matthias Rüger übte dieses Amt über zwei Wahlperioden hinweg aus, bis er aus gesundheitlichen Gründen gezwungen war, auch dieses Amt niederzulegen. Seine Ämter waren ihm wichtig, er war durchaus stolz und dankbar, durch sie etwas bewirken zu können, und er gab sie schweren Herzens auf.

Die Fortsetzung der bewährten Formate „BDA Preis Niedersachsen“, „Nachwuchspreis max45“ und das „BDA Forum“ waren ihm ein großes Anliegen, und gerne hätte er seine von ihm initiierten Projekte wie den „FightClub“ weiter begleitet. Ganz gewiss hätte er mit Verve weiter für die Wertschätzung und den Preis guter Architektur in der Öffentlichkeit geworben und für ein zukunftssicheres, attraktives Berufsbild gekämpft – dafür stehen maßgeblich auch sein Engagement für zwei wesentliche Änderungen der Satzung des BDA, nämlich die Umbenennung des BDA in BDA Bund Deutscher Architektinnen und Architekten, und dass auch Architektinnen und Architekten in leitender Funktion (also nicht selbständig) als ordentliche Mitglieder berufen werden können.

Matthias Rüger hatte nach seiner tragischen Diagnose noch Kraft und Zeit, ihm wichtige berufliche und private Dinge in aller Konsequenz gut zu regeln. Am Morgen des 8. März 2023 ist er nach schwerer Krankheit gestorben.

Antti Ahola
Freund, BDA- und Kammerkollege

Dieser Text ist auch für die Aprilausgabe des Deutschen Architektenblattes/Regionalteil Bremen-Niedersachsen verfasst.

Fotos: Andreas Bormann
Fotos: Andreas Bormann
Matthias Rüger beim FightClub am 23.09.2021