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Stellungnahme des BDA Niedersachsen zum geplanten Abriss von Galeria an der Marktkirche in Hannover

13. Januar 2023

Am Freitag, 6. Januar 2023 berichtete die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) auf zwei ganzen Seiten über den geplanten Abriss des ehemaligen Kaufhof-Kaufhauses – heute Galeria – an der Marktkirche in Hannover.

Am selben Tag gab es folgende Stellungnahme der BDA Landesvorsitzenden Dilek Ruf zu diesem Thema:

Erwartungsgemäß hat der Beitrag intensive Reaktionen nicht nur in den Reihen des BDA ausgelöst: Der Erhalt und die Transformation von Gebäuden ist neben der Frage des Umgangs mit dem baukulturellen Erbe im Wesentlichen eine klimapolitische. Mit Blick auf eine Bauwende, für die der BDA gemeinsam mit seinen Partner*innen wirbt, ist ein entscheidender Faktor das Bauen im Bestand.

Die Baubranche zeichnet laut Umweltbundesamt für 55% des bundesweit anfallenden Abfallaufkommens verantwortlich. Und: Mit jedem Abbruch werden wertvolle, weil endliche, Ressourcen unwiederbringlich zu Müll erklärt und sog. Graue Energien vernichtet.

Wir plädieren auch im Falle des nur 47 Jahre alten Galeria Kaufhofs mit seinen 20.000qm Fläche für einen deutlich kritischen, ergebnisoffenen Diskurs: Ob ein Abbruch die beste Lösung ist oder aber Bestandsentwicklung und Teilabbruch die sinnhaftere Alternative darstellen, können wir mit dem jetzigen Kenntnisstand nicht abschließend beantworten, wenngleich wir in unserem Beitrag zum Innenstadtdialog 2021 skizzenhaft die Potentiale für eine Bestandsentwicklung dargelegt haben. https://www.bda-niedersachsen.de/2021/07/innenstadtdialog-des-bda-hannover/

Wir begrüßen daher gemäß heutiger Abstimmung mit der Signa sehr, zeitnah in gemeinsamen Gesprächen mit der Bauverwaltung, dem BDA und weiteren Partner*innen in diesen notwendigen Diskurs einzutreten und kritisch zu untersuchen, welche Lösung tatsächlich die Beste ist.

2019 hat der BDA in seinem Positionspapier HAUS DER ERDE formuliert:

„III. Achtung des Bestands: Bauen muss vermehrt ohne Neubau auskommen. Priorität kommt dem Erhalt und dem materiellen wie konstruktiven Weiterbauen des Bestehenden zu und nicht dessen leichtfertigem Abriss. Die „graue Energie“, die vom Material über den Transport bis zur Konstruktion in Bestandsgebäuden steckt, wird ein wichtiger Maßstab zur energetischen Bewertung sowohl im Planungsprozess als auch in den gesetzlichen Regularien. Wir brauchen eine neue Kultur des Pflegens und Reparierens.“

In diesem Sinne setzen wir uns für eine deutliche Priorisierung der Bestandsentwicklung ein, verstehen diese jedoch nicht als Dogma: An manchen Stellen ist Abriss unerlässlich, an vielen jedoch klar vermeidbar und nicht die bessere Alternative.

In der Samstagsausgabe der HAZ vom 7. Januar 2023 erschien daraufhin der Bericht „Architekten kritisieren Abriss“ von Conrad von Meding mit Bezug auf diese Stellungnahme.

Animation: www.homebase2.com
Animation: www.homebase2.com
Screenshot aus dem Animationsfilm mit Ideen Hannoveraner BDA Kolleg*innen als Beitrag zum Innenstadtdialog Hannover im Juli 2021 – rechts im Bild das Kaufhaus Galeria an der Marktkirche mit der markanten Eiermann-Fassade