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Studierendenpreis LEO des BDA-BS zum dritten Mal verliehen

15. November 2022

Foto: Dieter Beckert/TU Braunschweig
Foto: Dieter Beckert/TU Braunschweig

Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA in Braunschweig hat zum dritten Mal den Studierendenpreis LEO für Architekturstudierende der TU Braunschweig vergeben

Der BDA Braunschweig hat 2022 zum dritten Mal einen Preis unter Studierenden der Architektur an der TU Braunschweig ausgelobt, er wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Entwerfen und Baugestaltung IEB, Prof. Dan Schürch durchgeführt. Der Preis wird unterstützt vom Verein zur Förderung der Baukunst, Hannover, der Wolfsburger Wohnungsgesellschaft Neuland und der Volksbank BraWo Projekt GmbH in Braunschweig.

Foto: aus Aufgabenstellung IEB, Neuland Wohnungsbaugesellschaft mbH
Foto: aus Aufgabenstellung IEB, Neuland Wohnungsbaugesellschaft mbH
Luftbild der Situation in Wolfsburg aus Süd-Ost

Inhalt der Aufgabe, die Bachelorthesis am Institut, war der Entwurf eines genossenschaftlichen Wohnungsbaus in Wolfsburg. Als Kooperation mit der Wolfsburger Wohnungsgesellschaft Neuland stellt das behandelte Baufeld Klieverhagen 28-40 mit vier parallelen Zeilenbauten aus den 1950er Jahren ein reales Projektierungsfeld des Unternehmens dar. Genossenschaften und kommunale Wohnungsbauunternehmen nehmen für die Wohnungsversorgung eine immer wichtigere Rolle ein, in ihrer nicht gewinn- sondern sozial und kulturell orientierten Ausrichtung bilden sie einen Gegenpol zu privatwirtschaftlichen Akteuren. Der Wohnungsbau stellt zudem einen Schwerpunkt der aktuellen Bauaufgaben in Deutschland dar, 2019 lag sein Anteil am allgemeinen baugewerblichen Umsatz bei ca. 38 Prozent. Die zunehmende Ausdifferenzierung der Gesellschaft sowie der demografische Wandel erfordern jedoch abgestimmte, neuartige Wohnungsangebote. Das Raumprogramm reichte vom Mikroapartment bis zur Clusterwohnung mit 200 Quadratmetern Fläche für Gruppen mit (fakultativen) Gemeinschaftseinrichtungen. Der Baubestand konnte zur Gänze oder in Teilen erhalten und umgebaut, aber auch komplett durch Neubauten ersetzt werden.

Termine waren wie folgt:

26.04.22 Einführungsveranstaltung, Inputvortrag Neuland und BDA Braunschweig
17.05.22 1. Zwischenkritik, Inputvortrag und Gastkritik BDA Braunschweig
28.06.22 2. Zwischenkritik, Gastkritik Prof. Volker Staab (Zweitprüfer)
25.07.22 3. Zwischenkritik
08.22 Abgabe

23 Teilnehmer:innen haben die Aufgabe bearbeitet. Je zwei (in einem Fall drei) Bearbeitende hatten als „Sparringpartner:innen“ ein städtebaulich inhaltliches Konzept für das gesamte Baufeld zu formulieren, der Hochbauentwurf für ein halbes Baufeld war anschließend als Einzelleistung zu erbringen.

Alle Arbeiten wurden 13. Oktober 2022 von einer Jury des BDA Braunschweig unter Vorsitz von Architekt und Stadtplaner BDA Carsten Meier in mehreren Bewertungsrundgängen beurteilt.

Am 09.11.2022 erfolgte die feierliche Übergabe der Preise im Rahmen des Symposiums „Wir finden Stadt“ des IEB der TU Braunschweig zusammen mit Mitgliedern der BDA Bezirksgruppe Braunschweig.

Das sind die Preisträger im Detail:

Foto: IEB TU Braunschweig
Foto: IEB TU Braunschweig
Modell von Julius Köhnlein – 1. Preis

 

Isos: Julius Köhnlein
Isos: Julius Köhnlein
Grundrissausschnitte/Isos von Julius Köhnlein

Visualisierung: Julius Köhnlein
Visualisierung: Julius Köhnlein

1. Preis (1.500 Euro): Julius Köhnlein
Der Verfasser erhält die beiden Bestandszeilen und ergänzt sie durch ein Stegsystem mit Erschließung und Wohnergänzungsangeboten sowie angegliederten Baukörpern (Gewächshaus, Velowerkstatt). Im Inneren wird der Bestand komplett entkernt und durch Holzboxen (Sanitär, Küche, Schlafen) variabel nutzbar interpretiert.

Der Beitrag besticht durch seinen im Grunde einfachen Umgang mit dem Bestandsinneren, dem durch Einbauten unter Beibehaltung der wesentlichen Strukturen ein neues und zukunftsorientiertes Leben verliehen wird. Er vereint so pragmatische Umnutzungsansätze mit qualitätsvollen Ideen zum zukünftigen Wohnen. Der Ansatz, möglichst viel vom Bestand zu erhalten, ist aus vielerlei Gründen positiv zu sehen. Durch kleine Interventionen entstehen spannende neue Räume im Bestand. Der Entwurf dieser Interventionen erscheint zunächst simpel, bedarf aber vieler und intensiver Gedanken, deren Umsetzung in der Präsentation sehr anschaulich und präzise zum Ausdruck kommt.

Foto: IEB TU Braunschweig
Foto: IEB TU Braunschweig
Modell von Yeeun Kang – 2. Preis
Grundrisse: Yeeun Kang
Grundrisse: Yeeun Kang
Grundriss 1. OG von Yeeun Kang
Visualisierung: Yeeun Kang
Visualisierung: Yeeun Kang
Außenperspektive Nord von Yeeun Kang

Ein 2. Preis (750 Euro): Yeeun Kang
Die Verfasserin respektiert den Bestand, ergänzt ihn durch linear und kreuzförmig angegliederte Holzskelettkonstruktionen mit eingestellten Boxen, die „Holzregale“, und formuliert so städtebaulich, freiräumlich und architektonisch disziplinierte Dispositionen.

Die Wohnungstypologien sind vielfältig und gut organisiert. Die Fassaden sind im Detail gut gelöst, in der Gesamtansicht im „Regal“ jedoch etwas schematisch. In den Schnittpunkten neuer und alter Kon-struktion ergeben sich kleinere entwurfliche Ungereimtheiten geometrischen Ursprungs.

Foto: IEB TU-Braunschweig
Foto: IEB TU-Braunschweig
Modell von Paul Wessel – 2. Preis
Grundriss: Paul Wessel
Grundriss: Paul Wessel
Grundriss EG von Paul Wessel
Visualisierung: Paul Wessel
Visualisierung: Paul Wessel
Ansicht Süd-West von Paul Wessel

Ein 2. Preis (750 Euro): Paul Wessel
Ähnlich seinem „Sparringpartner“ Köhnlein erhält der Verfasser den Bestand, dem er eine Zone aus Erschließung und Wohnergänzungsangeboten anlagert. Der im Inneren komplett entkernte und in eine neue Statik (rote Stahlrahmen) überführte Bestand wird durch abgerundete und schräggestellte Wand- sowie Raumelemente in Metallsandwichbauweise variabel gegliedert.

Der im Detail gut durchdachte Umgang mit den Metallwänden, die auch Funktionen wie Heizen übernehmen können, erscheint dem Preisgericht als eine zielführende Antwort auf Bestandsgebäude dieser Zeit, die mit kleinen Raumzuschnitten und unzulänglichen Größen räumlichen Überarbeitungsbedarf haben. Der Aufwand erscheint insgesamt jedoch ohne räumlichen Qualitätsverlust noch minimierbar, einige konstruktive Eingriffe scheinen das vorherige Raumgefüge nicht signifikant zu verändern und rechtfertigen ihren Aufwand nur bedingt.

Foto: IEB TU-Braunschweig
Foto: IEB TU-Braunschweig
Modell von Antonia Buschmann – Sonderpreis
Visualisierung: Antonia Buschmann
Visualisierung: Antonia Buschmann
Blick in den „ausgehöhlten“ Bestandsbau – Sonderpeis

Sonderpreis (500 Euro): Antonia Buschmann
Die Verfasserin reduziert die zwei Bestandszeilen auf ausgehöhlte Leerformen für Erschließung und Gemeinschaftsbereiche. Das Wohnungsangebot wird in organisch wuchernder Formensprache an die Leerformen angefügt.

In der Gesamtschau der Beiträge war es dem Preisgericht wichtig, auch konzeptionell starke Entwürfe zu würdigen, auch wenn deren Umsetzung in der breiten Masse anstehender Sanierungsaufgaben nicht allgemeingültig erscheinen kann.
Diese Arbeit entwickelt eine mutige Idee zur Bestandsentwicklung, die ungeachtet möglicher Effizi-enzfragen eine gemeinwohlorientierte Wohnform formuliert und das Thema des gemeinschaftlichen Wohnens in den Mittelpunkt rückt. Das Innere der Bestandsgebäude wird zum „Herz“ der Gemeinschaft, fördert und stärkt den Zusammenhalt, bietet Möglichkeiten des Austausches, der gegenseitigen Hilfe, zufälliger Treffen und ähnlichem. Die intimen Wohnbereiche werden angelagert und umschließen die Mitte. Ihre polygonalen Typologien liefern in sich spannende Raumfolgen und diverse Wohnungsgrößen. Insgesamt ist es ein sehr anregender Beitrag für die anstehenden Diskussionen um die Entwicklung des Wohnens im Bestand.

Grundrisse: Isabell Stodtmeister & Sarah Suttner Lopez
Grundrisse: Isabell Stodtmeister & Sarah Suttner Lopez
Lageplan vom Team Isabell Stodtmeister & Sarah Suttner Lopez – eine Anerkennung für das beste Ensemble

Anerkennung für das beste Ensemble (500 Euro): Isabell Stodtmeister & Sarah Suttner Lopez
Beide Verfasserinnen erhalten den Bestand und ergänzen ihn jeweils zu Innenhöfen mit Wohnergän-zungsangeboten durch zwei unterschiedliche Maßnahmen. Ein Innenhof wird durch eine glasgedeckte rote „Haus“-Struktur überspannt, der andere Innenhof erhält über Stege angebundene Türme in Stampflehmbauweise für Mikroapartments.

Ein Aufgabenteil ist der Entwurf im Duett, der seine besonderen Schwierigkeiten birgt. Daher soll auch diesem Entwurfsteil besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden, die mit einer Anerkennung für die in diesem Bereich überzeugendste Arbeit ausgezeichnet wird.
Der Beitrag entwickelt im Zusammenspiel der beiden Akteurinnen mit ihren eigenen baukörperlichen Ansätzen gleichermaßen ein stimmig zusammenhängendes Ensemble mit konsequent ablesbaren öffentlichen und privaten Freibereichen, deren Eindeutigkeit beide Einzelkomponenten schlüssig ver-bindet und ihnen gleichwohl ihre Eigenständigkeit zur individuellen Entwicklung lässt.

Visualisierung: Sarah Suttner Lopez
Visualisierung: Sarah Suttner Lopez
Außenperspektive von Sarah Suttner Lopez
Visualisierung: Isabell Stodtmeister
Visualisierung: Isabell Stodtmeister
Außenperspektive von Isabell Stodtmeister

Texte: Bettina Maria Brosowsky

Partner