26. Juni 2014
Der neue Architekturpreis „max 45 – Junge Architekten in Niedersachsen 2014“ausgelobt vom Bund Deutscher Architekten (BDA) Niedersachsen und von den VHV-Versicherungen mit Unterstützung des Vereins zur Förderung der Baukunst suchte Antworten auf die Frage: “ Was sind Schlüsselbauten von morgen?“
Wir möchten den jungen Kolleginnen und Kollegen, die nicht älter als 45 Jahre sind, mit dem neuen Architekturpreis „eine Plattform bieten, auf der sie ihre Projekte einer großen Öffentlichkeit präsentieren, sich der baukulturellen Debatte im Lande stellen und sich schlussendlich einen leichteren Marktzugang verschaffen können“. So schreibt es Juryvorsitzender Uwe Bodemann, Stadtbaurat der Landeshauptstadt Hannover und zugleich Gastgeber der ersten Austellung, in seinem Grußwort für die Begleitbroschüre.
Das Spektrum der prämierten Arbeiten reicht vom kleinen technischen Bauwerk bis zum Rathausneubau, von der Umgestaltung einer Trattoria bis zur Umnutzung eines gründerzeitlichen Hospitals in Wohnungen für eine Baugruppe.
Ein Preisträger ist das Team vickers krieger architekten aus Lingen mit demNeubau eines Schöpfwerks in ihrer Stadt. Den Architekten Arnd Vickers und Jürgen Krieger ist es mit überraschendem und mutigem Materialeinsatz gelungen, die technischen Notwendigkeiten in eine anspruchsvolle Form zu bringen. Anstelle einer traditionellen Backsteinverkleidung wählten sie eine gelochte Hülle aus Metall, deren ungleichmäßige Perforierung den Lauf des geförderten Wassers widerspiegelt.
Auch mit einem kleinen technischen Bauwerk konnte die gruppeomp punkten. Oliver Ohlenbusch, Sven Martens und Oliver Platz schufen Autobahn-WC-Anlagen, die mittlerweile auf einigen Rastplätzen entlang niedersächsischer Autobahnen zu finden sind. Besonders bemerkenswert ist die geschickte Herleitung der Fassadengrafik aus dem Ort, die als serielles Element dem WC-Häuschen eine individuelle Note verleiht und zugleich funktional als Anti-Graffiti-Schutz wirkt.
Die Hannoveraner Architektinnen Tatjana Sabljo und Irina Kresic (geb. Keferstein) vom Büro Keferstein & Sabljo überzeugten die Jury mit einem Umbau und der Sanierung einer Trattoria im Zentrum Hannovers. Der Umbau des Ladenlokals ist eine typische Bauaufgabe für junge Architekten. An den guten handwerklichen Details, sowohl innen als auch außen, zeigt sich, dass die Planerinnen sehr gut mit Materialien umzugehen wissen und auf kleinstem Raum Funktionen generieren können, urteilte die Jury.
Tore Pape (Pool 2 Architekten) mit Sitz in Delligsen und Kassel, kann als junger Architekt bereits auf einige große Bauvorhaben verweisen. Den niedersächsischen Nachwuchspreis erhält er für das Rathaus in Leingarten. Mit dem Neubau entsteht eine völlig neue Situation im Herzen Leingartens. Dabei löst der Bau zugleich eine komplexe topographische Situation. Der Architekt schafft ein öffentliches Bauwerk, dass sein Innenleben über das Fenster zum Platz in die Öffentlichkeit nach außen trägt.
Das Team von k + a Architekten PartG, Arnd Biernath, Christian Stock und Carsten Weber, aus Hannover erhielt einen Preis für den Umbau des ehemaligen St. Josefstiftes im Stadtteil Linden. Das Gebäude aus dem Jahr 1904, ursprünglich als Krankenhaus erbaut, bietet nun 13 Wohnungen von 88 bis 158 m² Größe. Die Architekten entfernten nicht nur Anbauten, legten historische Öffnungen und Loggien wieder frei und fügten Neues in zeitgemäßer Architektursprache hinzu, sondern sie moderierten und koordinierten die Bauherrngemeinschaft. Bürgerschaft baut Stadt, und in gemeinschaftlicher Arbeit entsteht Baukultur, würdigte die Jury.
Im totalen Gegensatz zum gemeinschaftlichen Umnutzungsprojekt und am anderen Ende des Spektrums von Wohnbauten steht das Bauwerk von Axel Nieberg Architect aus Hannover. Für seinen privaten Bauherrn hat er in Braunschweig einen großzügigen Wohnbau geschaffen und den Villentypus neu interpretiert. Exquisite Details und Materialwahl, gekonnte Lichtführung, Raumfolgen und Baukörperfügung sprechen für sich.
Neben den sechs Preisen hat die Jury aus den eingereichten Projekten weitere fünf Belobigungen ausgesprochen. Dazu zählt das junge Hannoveraner Team KUBIK Architektur (Elias Fuchs und Frank Lindner, die gleich zwei Belobigungen erhielten für die Villa V in Leipzig und das Haus K in Eydelstedt. Architekt Tillmann Fuchsaus Göttingen bekam eine Belobigung für das Ensemble – Wohnen am Rischen in Göttingen. Zwei Preisträgern sprach die Jury zusätzlich eine Belobigung aus. Diese gingen an vickers krieger architekten für das Ferienhaus W’ooge auf der Insel Wangerooge und an Tore Pape für das Drachenfelsplateau Königswinter.
Zur Ausstellung ist eine Broschüre erschienen, die über das Landessekretariat zu beziehen ist.